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12.04.2024

10 Fragen an… Carlo Rusterholz, Pipe-Bauer und -Shaper

Sie ist das neue Prachtstück des Engadins: die neue Superpipe am Corvatsch. Geshaped hat sie Carlo Rusterholz. Wir haben ihn im Vorfeld des ersten Pipe-Events, dem Europacup, getroffen und erfahren, worauf es bei einer richtig guten Halfpipe ankommt und was die Schweiz vom Ausland in Sachen Pipe und Freestyle noch lernen kann.

1) Carlo, was gefällt Dir an deiner Arbeit?  

Ich bin mein eigener Chef und es ist ein sehr abwechslungsreicher Job, der mich schon an verschiedene Orte auf der ganzen Welt gebracht hat. Da ich selbständig bin, besteht meine Arbeit oft aus Aufträgen für grössere Events wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften. Dies war auch bei der Pipe am Corvatsch der Fall.  

 

2) Wirst Du als “Vater” der WM-Pipe auch nächstes Jahr vor Ort sein?  

Ja, ich habe einen Zweijahresvertrag und werde während der WM verantwortlich sein, dass die Pipe perfekt “in shape” ist. Der Europacup dieses Jahr war ein Testlauf, bei dem ich sehen wollte, was an der Pipe funktioniert und wo es noch Verbesserungen bedarf.  

 

3) Und was hast Du beobachtet? Wo wirst Du noch Verbesserungen vornehmen? 

Ich denke, dass wir noch etwas am Side Slipen arbeiten müssen, also zwischen den Durchgängen den Pipe Boden mit Ski und Snowboard noch besser flach rutschen. Das ist eine Arbeit, die immer wieder unterschätzt wird. Es ist schwierig, gleichmässig runterzurutschen und dabei keine Wellen zu generieren.  

 

4) Bist du selbst auch ein Freestyler und testest deine Pipes jeweils gleich selbst?  

Ja, ich bin selbst ein Freestyler, obwohl nicht mehr der Jüngste. Ich fahre auch durch die Pipe, aber ich mache keine grossen Sprünge wie die Profis. Als Snowboarder weiss ich auf was man achten muss beim Shapen und Bauen einer Pipe. Zum Beispiel merke ich beim Durchfahren, ob der Boden Wellen drin hat und ob die Pipe gut präpariert wurde. 

 

5) Wie bist du zu diesem Beruf gekommen, wie wird man Halfpipe-Bauer?  

Das ist eine lustige Geschichte. Ich habe schon als kleiner Junge im Sandkasten gerne Figuren gebaut und modelliert. Ausserdem haben mich Pistenfahrzeuge schon immer fasziniert. Eine richtige Ausbildung gibt es leider nicht, viel ist “learning by doing”. Während zwölf Jahren habe ich in Arosa den Snowpark gebaut und habe da meine Skills immer weiter verfeinert. Dort baute ich auch meine erste Pipe. 

 

6) Triffst Du Dich regelmässig mit anderen Pipe-Bauern?  

Ja, für mich ist der Austausch mit anderen Pipe-Bauern und -Shapern wichtig, um immer auf dem neusten Stand zu sein und mit den Besten mithalten zu können. Es gibt in der Schweiz derzeit nur zwei weitere Personen, die auf diesem Top-Level arbeiten. 

 

7) Was zeichnet einen guten Shaper/Pipe-Bauer aus?  

Gute Frage. Man muss definitiv ein gutes 3D-Vorstellungsvermögen haben. So kann man sich während den Bauarbeiten bereits vorstellen, wie das Gelände aussehen soll und wie man etwas formen kann. Auch Kreativität, ein Gefühl für Maschinen und Präzision sind wichtige Fähigkeiten für diesen Job. Für den Bau einer Pipe, ist z.B. die Ausrichtung wichtig. Dies sollte man bereits bei der Planung einer Pipe bedenken. Die Pipe am Corvatsch ist nördlich ausgerichtet, das ist ideal, da beide Wände gleichmässig in der Sonne sind. 

 

8) Hast du ein Vorbild oder einen Mentor? 

Vorbild so direkt nicht, aber mich hat bereits als Jugendlicher die Arbeit und die Präzision der grossen Snowpark-Firmen wahnsinnig fasziniert und ich wollte schon immer mit einer davon arbeiten. Was mir dann auch gelungen ist. 

 

9) Du hast von deinen Erfahrungen im Ausland gesprochen. Gibt es da grosse Unterschiede? Wie steht die Schweiz bzw. das Engadin im Vergleich da?  

Es ist auf jeden Fall sehr abenteuerlich und man muss manchmal seine technischen Ansprüche anpassen. Manchmal musste ich plötzlich selbst die Maschinen reparieren. Da ist es hilfreich, wenn man sich ein wenig mit der Maschinenmechanik auskennt. Die Schweiz kann gut mit dem Ausland mithalten. Meiner Meinung nach hat der Corvatsch sogar einer der besten Anlagen auf Pro Level. Nebst einer super Infrastruktur gehört für mich persönlich aber auch das gesamte Angebot rundherum, wie zum Beispiel gute und coole Restaurant- und Ausgangmöglichkeiten, dazu. In dieser Hinsicht können wir noch ein wenig vom Ausland dazulernen ...😜 

 

10) Was bedeutet es für Dich persönlich, die Pipe der Freestyle-WM in der Schweiz gebaut zu haben?  

Es freut mich sehr, einmal zuhause an einer WM mitarbeiten zu dürfen! Ich hoffe das der Vibe im WM- Jahr noch besser ist als dieses Jahr und hoffe auf super Wetter!